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Fährt uns bald der autonome Bus in die Stadt?, fragten wir vor einiger Zeit. Wenn es nicht anders geht, antworteten zwei Drittel der Befragten. Oder wenn wir mit schwierigen Parkbedingungen rechnen. Oder wenn es um die Fahrten zu Veranstaltungen, Feiern oder ins Kino geht.

Warum ist der autonome Bus für viele Befragten so abwegig? Und was muss er bieten, damit er in den öffentlichen Personennahverkehr einziehen kann? Heute schauen wir genauer hin.

Nutzungsgewohnheiten

Ist es schlichtweg die Vorstellung, Bus zu fahren? Die Mehrheit der Befragten besitzt ein eigenes Auto und nutzt dieses auch überwiegend. Die für den autonomen Bus genannten Argumente könnten genauso für den konventionellen Bus mit Fahrer gelten: Kommt man anders nicht zum Ziel oder findet vor Ort keinen Parkplatz, ist die Entscheidung für den Bus schon jetzt nachvollziehbar. Als Verkehrsmittel der ersten Wahl gilt er jedoch bislang ohnehin nicht.

In unserer Befragung kristallisieren sich aber auch Unsicherheiten gegenüber dem fahrerlosen Fahren heraus. 40 % der Befragten können sich vorstellen, den Bus zu nutzen. Verringern sich die Vorbehalte der anderen, wenn zusätzlich ein Fahrer an Bord sein würde? Ja – weitere 15 % steigen nun dazu, ergänzt werden sie von 23 % der Befragten, die an einer Nutzung zumindest interessiert sind.

Potentialeinschätzung Nutzung autonomer Bus

Könnten Sie sich vorstellen, diesen Bus-Service zu nutzen? n=800

Potentialeinschätzung: Knapp 80 % der Befragten können sich eine Fahrt mit dem autonomen Bus vorstellen.

Nutzertypen

Wer sind sie, die 40 % derjenigen, die schon jetzt einsteigen würden? Wir treffen auf die typischen Early Adopter: überwiegend männlich (60 %), jung (40 % sind zwischen 16 und 34 Jahren alt), voll im Berufsleben (67 % sind in Vollzeit angestellt oder selbstständig) und in einer Großstadt lebend. Sie haben ein eigenes Auto, steigen aber flexibel auf andere Verkehrsmittel um.

Nun interessiert jede Branche, wo die Wachstumschancen liegen. Welche Kundengruppen also sind für den Bus aufgeschlossen? Wir schauen auf die 15 %, denen die Anwesenheit eines Fahrers ein entscheidendes Argument für den Bus liefert. Hier handelt es sich mehrheitlich um Frauen (64 %), von denen 44 % älter als 55 Jahre sind. Sie arbeiten seltener (nur etwa die Hälfte ist in Vollzeit angestellt oder selbstständig) und sind etwas weniger unterwegs. Hinzu kommen die Interessierten – eine recht heterogene Gruppe, die etwa der Durchschnittsbevölkerung entspricht, die Frauen sind hier minimal stärker vertreten (54 %), außerdem der Wohnort “mittelgroße Stadt”.

Und wer lässt sich aktuell nicht erreichen? Die Ablehner sind in gleicher Höhe auf die Geschlechter verteilt, im mittleren Alter und fahren aktuell vorrangig Auto und Fahrrad. In den Bus steigen schon jetzt nur 12 %.

Nutzungssituationen

Eine unserer Stärken ist die offene Fragestellung: Auch bei dieser Analyse lassen wir die Befragten völlig frei die Situationen nennen, in denen sie sich für den autonomen Bus entscheiden würden. Heraus kommen ganz vielfältige Antworten aus dem Alltag der Menschen: der Weg zum Supermarkt, zum Arzt, als Fahrrad-Alternative bei Schlechtwetter oder für den sicheren Heimweg zu später Stunde, sagen uns die potentiellen Nutzer. Schließlich stellen wir die Frage noch einmal, geben aber Antwortmöglichkeiten vor. Hier wird ganz deutlich, dass der Bus vorrangig als Alternative gesehen wird. 63 Prozent der Befragten würde ihn nutzen, wenn „die üblichen Verkehrsmittel“ gerade nicht zur Verfügung stünden. Und nur noch 25 % nennen die tägliche Pendelei zur Arbeit, zu Uni oder Schule. Differenzieren wir die Antworten nach verschiedenen Nutzergruppen, erhalten wir abweichende Ergebnisse.

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Die Gruppen Potentielle Nutzer, Potentielle Nutzer mit Fahrer, Interessierte und Ablehner befürworten die einzelnen Nutzungssituationen erwartungsgemäß unterschiedlich stark.

Benefits

Was muss er bieten, unser autonomer Bus? Welche Features erwarten die Befragten? Die häufig auftretende Frage nach seiner Sicherheit liegt in der Prioritätenliste auf Platz 2. Noch wichtiger ist, dass er Mobilität und Flexibilität liefert: Die Nutzer wollen ohne umzusteigen und ohne Fahrpläne zu beachten an jeden Punkt einer Stadt gelangen, und das innerhalb einer angemessenen Zeitspanne. Wartezeiten und Routen sollen in Echtzeit verfolgt werden können, Notrufknöpfe und Kameras im Bus für ein sicheres Gefühl sorgen.

Ablehner und Interessierte äußern die Sicherheitsaspekte etwas häufiger als die potentiellen Nutzer, sie befürworten auch häufiger die Option eines reinen „Frauenbus“. Für sie spielt dafür die Kommunikation im Bus (etwa durch WLAN-Zugänge) eine geringere Rolle.

Benefits: MaxDiff – Potenzialgruppen: Im Detail Unterschiede: Potenzielle Nutzer brauchen eher Services für den Alltag. Wer einen Fahrer wünscht, möchte auch einen Notfallknopf, Frauenbus und Transparenz im Bus. n=602

Auf welche Features legen die Passagiere wert? Auch hier gibt es Unterschiede.

Wir wollen es noch genauer wissen und lassen die Befragten die Benefits eines autonomen Busses nach emotionaler Nähe bewerten. Diese Technik, die der systemischen Therapie entlehnt ist, gibt uns nicht nur Aufschlüsse darüber, wie Nutzer denken – sondern eben auch, wie sie bezüglich einzelner Aspekte fühlen. Auch hier bestätigt sich, dass die Passagiere nicht umsteigen, ständig über die Ankunftszeit informiert werden und einen Notfallknopf im Bus vorfinden wollen. Zentral ist außerdem die Umweltfreundlichkeit dieses Verkehrsmittels. Emotional weniger relevant sind etwa ein Sprachassistent, die Möglichkeit, Feedback zu geben oder die Route mit Freunden zu teilen. Relativ weit weg wird zudem die Option „Frauenbus“ positioniert.

Brand Sculpture: emotionale Nähe zum Ich: Ähnliche Ergebnisse der relevanten Benefits: kein Umsteigen am wichtigsten. Außerdem sind Infos zur Zeit, Sicherheitsaspekte während der Fahrt und Umweltfreundlichkeitnah positioniert. n=198, Angaben in Pixel

Unterscheiden wir nach Altersgruppen, treffen wir auf ganz typische Unterschiede zwischen Digital Natives und Digital Immigrants: Nutzer unter 34 Jahren sind deutlich offener gegenüber der Bezahlung per App und wünschen dringender ein WLAN an Bord. Beide Features spielen für die über 35-Jährigen eine untergeordnete Rolle.

Vom Skeptiker zum Passagier: Das ist nötig

Das erste Auto, der erste Personalcomputer, das World Wide Web: Wann immer Innovationen in der Geschichte auftraten, reagierten einige Menschen mit Neugier, andere mit Skepsis. So ist es auch beim autonomen Bus, der grundlegende Eigenschaften – das Lenken eines Busses, das Abkassieren des Tickets und auch das Überwachen des Fahrgastraums – aus menschlicher in technische „Hand“ gibt. Doch obwohl diese Form der Mobilität bislang unvergleichlich oder unvorstellbar ist, für viele sicherlich futuristisch anmutet, können sich vier von zehn Befragten eine Nutzung vorstellen. Eine weitere große Gruppe ist zumindest an einer gelegentlichen Nutzung interessiert. Wir werten diese Ergebnisse als verhalten positive Einstellung zu diesem neuen Verkehrsmittel.

Dabei überzeugt die Befragten, dass sie bei einem individualisierten Transportmittel nicht umsteigen und keine Fahrpläne kennen müssten sowie bei dieser hohen Flexibilität dennoch umweltfreundlich unterwegs sind. Hersteller und Verkehrsunternehmen sollten aber keinesfalls die Sicherheitsaspekte außer Acht lassen. Einerseits sind sie für alle bereits aufgeschlossenen Gruppen wichtig, andererseits lassen sich mit klugen Lösungen zur Erhöhung der Fahrgastsicherheit weitere Nutzer etwa auch aus älteren Generationen gewinnen.

Die permanente Information zu Abfahrts- und Ankunftszeiten sollten Standard sein, sie erhöhen die Verlässlichkeit des autonomen Busses. Gleichzeitig stehen die Befragten Diensten wie Kalendersynchronisation oder einer Preisermäßigung gegen Freigabe persönlicher Daten sehr vorsichtig gegenüber.

So sieht er aus, unser Early Adopter. Jonas ist noch keine dreißig, arbeitet in einer Agentur, lebt in einer Großstadt. Er ist viel unterwegs und hat dabei wenig Ängste. Passt sich der autonome Bus ganz praktisch in seinen Lifestyle ein, steigt er bedenkenlos ein.

Diese Befragung führten wir im Rahmen des Projekts UrbanMove durch. Bei aktuell 243.000 Einwohnern in Aachen kommen wir nach den vorliegenden Ergebnissen auf 97.000 potentielle Nutzer und 92.000 Interessierte.

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