Wie stehen die Menschen zur Digitalisierung? Dieser Frage gingen wir im November 2018 mithilfe von Gesprächen mit 1.000 Deutschen nach. Diese Studie ist Teil eines Buches, das ich – Andera Gadeib – gerade zum Thema “Mensch und Maschine” schreibe und das im Herbst 2019 im GABAL Verlag veröffentlicht wird.
Erste Erkenntnisse der Befragung veröffentlichen wir hier vorab. Die gesamte Story lesen Sie dann am besten selbst, wenn das Buch veröffentlicht ist 😉
Wie stehen die Menschen zur Digitalisierung?
Das Ergebnis: Nur 11 % stehen der Digitalisierung ablehnend gegenüber. Gut jeder Vierte (28 %) ist noch unentschlossen, was er von der Entwicklung halten soll und die große Mehrheit (61 %) ist ganz aufgeschlossen. Wobei nur etwa jeder Fünfte (18 %) sehr aufgeschlossen der digitalen Veränderung gegenüber steht.
Auffällig ist, dass Männer deutlich aufgeschlossener sind: 68 % der Männer, aber nur 55 % der Frauen sind positiv gestimmt. Die Frauen dagegen stehen dem Thema zu größeren Anteilen unentschlossen gegenüber: Jede dritte Frau (34 %), aber nur jeder vierte Mann (22 %) meint, er oder sie sei weder klar pro noch kontra Digitalisierung. Ähnlich verhält es sich im Altersverlauf. Junge Menschen unter 29 Jahren sind deutlich offener gegenüber den digitalen Entwicklungen. Die Älteren ab 30 Jahren sind eher unentschieden oder gar ablehnend gesinnt. Dabei zeigt sich kein deutlicher Unterschied, wenn man in die Gruppe der 50+-jährigen schaut.

Wie stehen Sie zur Digitalisierung?
Die Geschwindigkeit macht Angst
Die Digitalisierung beschleunige alles enorm, manches vereinfacht und verbessert sie – das sind Aussagen, die wir von vielen Befragten erhalten. Die digitale Welt besteht aus Daten und Informationen, die zunehmend vernetzt fließen. Viele äußern deshalb Sorge um ihre Privatsphäre, so sagt diese Teilnehmerin:
Der Mensch wird gläserner, damit beeinflussbarer und überwachbarer
Die Angst, der Mensch könne unter der Digitalisierung und möglicher negativer Folgen leiden, ist deutlich spürbar. Immer wieder nennen die Befragten das Schlagwort “Mensch” und äußern ihre Wahrnehmung, jener sei von der Geschwindigkeit der Digitalisierung überfordert. So sagt etwa dieser Mann aus der Altersgruppe der über 50-Jährigen:
Die Kenntnisse der meisten Menschen können mit der Entwicklung nicht Schritt halten
Wir hörten auch von dem Wunsch, manches bliebe einfach eine simple Mensch-zu-Mensch-Kommunikation. So erklärt auch diese Frau mittleren Alters (30-49 Jahre):
Manche Dinge sollte man noch auf die althergebrachte Weise erledigen und Kontakt zu Menschen pflegen

Häufigste Worte
Die Ontologie der Digitalisierung
Sprechen die Menschen über die Digitalisierung, so meinen sie vor allem Funktionen (grün, 30 % der Aussagen) und Handlungen (rot, 26 %). Mit deutlichem Abstand folgen konkret benannte Emotionen (rosa, 16 %). Die funktionalen Aussagen handeln von Daten, Computern, Elektronik, Prozessen und ähnlichem, aber auch die Politik kommt ins Spiel.
In den Handlungen geht es um das vernetzte Leben in Zeiten der Digitalisierung. Vor allem auch die Arbeit ist davon betroffen. Die Digitalisierung vereinfache vieles und bringt Erleichterung, mache uns aber auch mehr verfügbar, argumentieren die Befragten.
In den Emotionen erkennen wir eine Überforderung: Alles werde zu viel und zu schnell.

TreeMap – Ontologie der Digitalisierung
Zur Analyse: Unsere Textanalyse-Software Dialego SemanticMining verdichtet mit Einsatz Künstlicher Intelligenz automatisch und intelligent Texte und offenbart Zusammenhänge in großen Datenmengen. Ergebnis der Textanalysen sind “Landkarten”, die Inhalte und ihre Struktur aufdecken. Eine dieser Landkarten sind TreeMaps. In diesen werden die Antworten als visuelles Mapping dargestellt. Die sogenannte Ontologie besteht als eine Art Meta-Kategoriensystem aus neun Kategorien: Handlungen (rot), Funktionen (grün), Emotionen (rosa), Personen (orange), Orte (braun), Zeit (grau), Produkt (türkis), Marke (blau), Werbung (lila).
Einzelne Stimmen zur Digitalisierung äußern sich kritisch, insbesondere zur Transparenz:
Digitalisierung? Da ist viel die Rede von im Augenblick, Daten werden von Papier digitalisiert. Meine Daten sollen digital verwaltet werden. Deutschland ist da noch sehr wenig fortschrittlich, Baltikum und Dänemark sind viel weiter. Ich möchte über meine Daten selbst bestimmen, was digitalisiert wird. Ich möchte selbst bestimmen, wer eventuell darauf Zugriff hat. Das ist mir nicht geheuer.
Viele Ängste, insbesondere als Bedrohung für den Menschen werden benannt:
Eine Gefahr für die Seele, die zwischen Beschleunigung und „Gamification des Alltages zerrieben wird. Im Allgemeinen sollte möglichst vermieden werden, digitale Steuertechniken zu nutzen; ganz besonders in kritischer Infrastruktur, aber auch in der Breite. Eine gesamtgesellschaftlich gewinnbringende Nutzung der Computertechnik ist natürlich wünschenswert, sollte aber durch eine langsame und bewusste Einführung neuer Technologien erfolgen.
In der vernetzten Sicht der Network Map sehen wir die Vielfalt der Verbindungen, ganz zentral etwa das schnelle Internet, das per Computer und Smartphone immer zur Verfügung steht und uns immer online sein lässt. Der Mensch spielt auch hier eine wesentliche Rolle.

Network Map – Ontologie der Digitalisierung

Ontologie Meinung zur Digitalisierung
Die Besonderheiten der Maschine
Welche Besonderheiten hat die Maschine?, fragten wir die Menschen. Hier fällt die Antwort sehr simpel aus: Die Maschine erledige die Arbeit, und das schnell. Sie mache weniger Fehler als der Mensch, stehe immer zur Verfügung und werde nicht krank. Aber das sei es im Wesentlichen auch schon.
Fortsetzung folgt
Da das Thema auch nahezu alle unserer Kunden bewegt, sind wir natürlich tiefer eingestiegen und fragten beispielsweise ganz konkret zu Risiken und Chancen der Digitalisierung. Seien Sie gespannt auf die Fortsetzung in einem kommenden Blogpost.
Dialego-Studie
Im November 2018 haben wir die Meinung der Deutschen zum Thema Digitalisierung eingeholt. Für die aktuelle Studie wurden 1.000 Frauen und Männer im Alter von 18+ Jahren aus Deutschland befragt. Die Studie ist repräsentativ nach Alter und Geschlecht. Weitere Fragen beantworten wir Ihnen gerne.